Obwohl unser letzter Post gerade einmal 4 Tage alt ist, gibt es schon wieder so viel zu berichten! Die Erlebnisse weniger Tage aufzuschreiben und gedanklich zu sortieren kommt einem so vor, als würde man einen ganzen Monat Revue passieren lassen. Heute haben wir aber wirklich Ruhe, dies zu tun. Wir haben uns für 3 Nächte ins Hostel in Wien eingemietet (für uns Radfahrer gabs mal wieder ein kostenloses Upgrade: extra großes Zimmer, so dass wir unsere Fahrräder mit hinein nehmen können!) und sitzen bei strahlendem Sonnenschein in der Hostel-Bar (drinnen) und freuen uns über den wenig ereignisreichen Tag.. Sowohl Kopf als auch Beine können heute entspannen :-)
In Grein sollten wir laut Wetter-App bei wunderschönem Sonnenschein in Richtung der, in höchsten Tönen angepriesene Region Wachau starten. Allerdings blieb es den ganzen Tag sehr diesig, die Sonne schaffte es nicht, diese merkwürdige, hartnäckige Wolke zu durchbrechen oder gar aufzulösen. Dazu kam ein unglaublicher Gegenwind. Auf unseren Taschen bildete sich eine gelbliche Staubschicht; da verstanden wir: Die “Wolke” war der angekündigte Sahara-Staub, der sich über Mitteleuropa gelegt hatte. Überhaupt war alles anders.. Durch den kräftigen Gegenwind war die Donau plötzlich nicht mehr der wie ein ruhiger See anmutende, ruhige Fluss. Es schien, als habe der Wind die Kraft, die Fließrichtung der Donau umzukehren – sehr verrückt… Positiv denkend, wie wir sind, sahen wir diese widrigen Umstände als Gelegenheit, unser Windschattenfahren zu perfektionieren: Jeder kämpft 2,5 km gegen den Wind, dann ist der andere dran. Wir sind ein wirklich gutes Team! :) So erreichten wir mit guter Laune die Stadt Melk – der Beginn der Wachau! Wir waren wirklich sehr gespannt. So viele Radfahrer, die wir auf unserem Weg trafen, hatten uns von dieser Region vorgeschwärmt. Es sollte jetzt auch die Zeit der Marillen-Blüte sein, die schönste Zeit in der Wachau. Die Wachau ist sowohl für den Grünen Veltliner, als auch für ihre Marillen bekannt – wir freuten uns auf optische und kulinarische Genüsse :) Wir planten irgendwo in der Wachau einen Pausentag einzulegen, um die Region auch abseits des Donau-Radweges kennenzulernen.
Nachdem wir den Stift Melk aus der Ferne bewundert hatten, rollten wir in die Wachau hinein. Nach der Stadt Melk konnten wir zwar zahlreiche Marillen-Wiesen am Wegesrand sehen, jedoch nur Blüten von Kirsch- und Birnenbäumen identifizieren. Auch die Wein-Stöcke empfingen uns trist mit ihrem gerade erst beginnenden Austreiben. Mit viel Phantasie konnte man sich vorstellen, wie schön es hier sein muss, wenn alles in Blüte steht. Wir erfuhren, dass durch den sehr frühen und warmen Frühling, die Marillenbäume bereits Ende März ihre Blüte hinter sich hatten. Nur letzte, einzelne Marillenblüten konnten wir bei genauem Hinsehen noch ausfindig machen. Schade, wir hätten noch schneller hier sein müssen ;-) . Die Wachau hat aber auch noch mehr zu bieten, als Kulturpflanzen. Wir fuhren durch malerische, alte Dörfer! In Dürnstein wollten wir eine auf einem Berg gelegene alte Burgruine besichtigen. Die Stufen zur Ruine waren jedoch unmöglich mit dem Fahrrad zu bewältigen. Außerdem hatten wir wenig Lust, unser gesamtes Gepäck unnötigerweise dort hinauf zu schleppen. Vor einem netten Restaurant stehend diskutierten wir unsere Möglichkeiten. Der Restaurantbesitzer beobachtete uns bereits, als Sabine auf ihn zuging, um ihn um einen Gefallen zu bitten. Er lachte und führte uns zu einem separaten Eingang. Wir durften unsere Fahrräder in einem seiner Kellerräume zwischenparken. Leicht wie Federn stiegen wir schnell zur der mit Sagen über Richard Löwenherz umwobenen Ruine hoch. Und doch merkten wir, dass unsere Beine diese ungewohnte Bewegung nicht gewohnt waren. Wir freuten uns nach 2 Stunden wieder auf unsere Fahrräder ;-)
Unsere Zelt-Pläne für die anstehende Nacht bereits wegen mangelnder Möglichkeiten in der doch sehr besiedelten oder landwirtschaftlich genutzten Landschaft über den Haufen geworfen, kamen wir in Krems an. Mit Krems endet bereits die Wachau. Wir fanden, wir hatten genügend von der Wachau gesehen (auch ohne Marillenknödel gegessen zu haben) und wollten nur für eine Nacht in Krems bleiben. Hier eine Unterkunft zu finden, war auf einem Samstag Nachmittag irgendwie nicht möglich. Auf unsere Anrufe in Unterkünften reagierte niemand, andere Unterkünfte waren uns zu teuer. Da fanden wir den Campingplatz und unsere Zelt-Pläne waren sofort wieder reaktiviert! Unter sehr netten und interessierten Campern fühlten wir uns wohl :-)
Am nächsten Morgen wischten wir den Sahara-Staub von unserem Zelt und machten uns bei wieder strahlendem Sonnenschein auf den Weg nach Wien. Im Windschatten-Fahren hatten wir ja nun bekanntlich schon viel Erfahrung. Wir brachten es auf neue Spitzenwerte: Mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 24 km/h fuhren wir die Donau entlang. Als wir wenige Regentropfen auf unserer Haut verspürten, zogen wir das Tempo für einige Zeit auf sportliche 27 km/h an und entkamen dem Regen – vorerst :) Dem Wolkenbruch kurz vor Wien konten wir dann leider doch nicht entkommen. Bis auf die Unterwäsche durchnässt fuhren wir durch einen milden Sommerregen nach Wien herein – wir hatten Spaß! :) Der Verkehr in Wien und die wenig vorhandenen Fahrradwege vermittelten uns einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in anderen Ländern wohl noch viel extremer erwarten wird.
Gestern verbrachten wir einen Tag zu Fuß in Wien. Wir erkundeten die Stadt von außen nach innen und waren begeistert von dieser kulturellen Vielfalt! Durch die verschiedenen Bezirke hindurch vollzogen wir ein Hopping zwischen den Kulturen: durch die Türkei in den Orient hinein nach Österreich im Zentrum :) Um uns den entspannten Wienern anzuschließen (sowohl Menschen als auch Pferde –> Foto!), genossen wir das tolle Wetter und die freie Zeit auf einer Bank vor dem Wiener Rathaus. Diese Bank entpuppte sich als Glücksbank: erst die tolle Nachricht von Caros unglaublicher Note für die Examensarbeit (Super gemacht, Caro!) und dann kommt plötzlich ein Bulderaner auf uns zu: Dennis, den Thorsten aus Jugendzeiten kennt. Die Welt ist klein! Anschließend genossen wir mit sehr guter Laune endlich eine Sacher-Torte in einem der bekanntesten Kaffeehäuser Wiens – für 4,20€! Wiens Zentrum ist teuer. Im Vergleich zu einer Sacher-Schnitte aus dem Supermarkt konnte diese Torte außerdem nicht unbedingt gewinnen…
Morgen geht es für uns weiter nach Bratislava! Wir sind schon dabei ein paar Floskeln Slowakisch zu lernen, mal schauen wie gut wir es einsetzen können. Wir freuen uns schon darauf, uns morgen wieder auf unsere Räder zu schwingen.