30 Tage im Iran liegen nun fast hinter uns. Unser Visum läuft aus und wir müssen uns von einem wirklich reisefreundlichen Land verabschieden mit interessanter Geschichte, großartiger Architektur und tollen Menschen. Wir haben in den letzten Wochen so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren. Wir haben das Gefühl, nun Familie im Iran zu haben :) So willkommen und umsorgt wie im Iran fühlten wir uns bisher in noch keinem Land zuvor. Wir haben so intensive Begegnungen mit vielen Menschen gehabt und so viele neue Erkenntnisse gewonnen. Im Iran sprechen viele Menschen sehr gut Englisch und das ist nicht auf ein gutes Bildungssystem zurückzuführen! Viele junge Iraner(innen) haben das Bestreben, im Ausland zu studieren und belegen daher auf private Kosten zusätzlich Englischkurse. Dieser Umstand erbrachte uns die Möglichkeit, uns mit den Menschen in diesem Land intensiv auszutauschen. Als generelles Resümee lässt sich wohl am besten sagen, dass die Menschen im Iran zum größten Teil nicht so konservativ wie ihre Regierung sind. Wir haben die Menschen sogar als sehr tolerant und offen kennengelernt. Ein sehr interessantes Phänomen ist beispielsweise die gelebte Auslegung der gesetzlich festgeschriebenen Verhüllung der Frau: Als Frau muss man im Iran ein Kopftuch und lange Kleidung tragen. Die Polizei achtet sogar auf die Befolgung dieses Gesetzes. Viele Frauen im Iran “protestieren” jedoch gegen diese Einschränkungen, indem sie ihr meist sehr farbenfrohes Kopftuch nur locker über den Kopf legen, so dass man ihre (sehr oft gefärbten) Haare zu einem großen Teil sehen kann und sehr figurbetonte Hosen und Oberteile tragen. Sehr sehr viele Menschen sind mit der Regierung aus vielen Gründen überhaupt nicht zufrieden und wünschen sich Veränderungen.
Wir müssen allerdings auch dazu sagen, dass die Eindrücke, die wir gewonnen haben sicherlich weniger repräsentativ für den gesamten Iran sind. Wir haben den Iran zum größten Teil mit dem Bus bereist, so dass wir vorrangig die großen Städte und deren Einwohner kennengelernt haben. In ländlichen Gegenden mögen die Menschen vielleicht auch ganz anders denken und urteilen.
Nachdem wir in Van in der Türkei unser Paket abgeholt hatten, sind wir zusammen mit Mehdi in Richtung Iran aufgebrochen. Wir haben uns sehr gefreut ihn wiederzusehen und dass er es möglich gemacht hat, dass wir zusammen in sein Heimatland reisen können. Nach fast 2 Monaten in der Türkei freuten wir uns richtig auf “neue Luft” und die Türkei machte uns den Abschied auch nicht sehr schwer. Die Straßen, auf denen wir fuhren waren teilweise katastrophal. Zwischen Schotterpiste und Klebestraße hatten wir alles dabei. Für unsere Einreise in den Iran hatten wir den kleinen Grenzübergang Saray gewählt und hatten dafür noch ein paar Höhenmeter in der Türkei zu überwinden. Wir fuhren durch weite Ebenen, auf denen die Schafherden weideten und waren umringt von kargen Bergen.
Je näher wir der Grenze kamen, desto nervöser wurden wir. Mit allem rechnend überlegten wir uns schon einmal eine Strategie für den Fall, dass wir näher befragt würden. Von “Wollen wir uns gegenüber der Grenzpolizei als Ehepaar ausgeben?” bis “Wie hat das Kopftuch zu sitzen, dass man nicht sofort verhaftet wird?” gingen uns die Fragen durch den Kopf. Am Ende stellten sich all unsere Sorgen als völlig übertrieben heraus. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und dass Thorstens Visum aufgrund der Eintragung einer fehlerhaften Passnummer streng genommen nicht gültig war, stellte auch kein großes Problem dar. Nach ca. 1,5 h hatten wir unsere Stempel im Pass und iranischen Boden unter den Füßen. Merkwürdigerweise war nicht nur die Straßenqualität schlagartig deutlich besser, auch die Landschaft war plötzlich eine andere: ein kleiner Fluss sorgte für ein grünes Tal zwischen schönen, felsigen Bergen. Wir genossen unsere Fahrt bergab durch diese wunderschöne Gegend und fanden auch einen schönen Platz für unsere Zelte.
Am nächsten Morgen ging es noch vor dem Frühstück nach Khoy. Dort machten wir uns erstmals mit dem iranischen Stadtverkehr vertraut und kauften uns eine iranische SIM-Karte und Verpflegung für die nächsten Tage. Wir bemerkten schnell, dass im Iran alles ein wenig anders läuft als wir es kennen. Für den SIM-Kartenkauf musste Thorsten kurzerhand seinen Fingerabdruck hergeben und Menschen scharrten sich ständig um uns und wollten alles über uns Fremde wissen oder uns einfach nur angucken. Dass auch Frauen uns ansprachen überraschte uns sehr positiv! Wir stellten auch bald fest, dass wir für alles Organisatorische Mehdis Hilfe brauchten, da wir weder die arabische Schrift lesen noch Farsi sprechen konnten. Auch das Geld ist am Anfang sehr verwirrend. Man hat ständig mit super vielen Scheinen herum zu hantieren und die Preisangabe in Toman (10 Rial) ist auch stillschweigend üblich. Die Luft war von Abgasen verpestet und alles dauerte ewig. Wir waren froh mit einem Frühstück im Bauch gegen Mittag aus der Stadt wieder heraus zu kommen. Ab Khoy blieb uns nur noch die große Hauptstraße, auf der es weiter Richtung Tabriz ging. Am Rande der Straße wollten wir abends unser Zelt an einer Wasserstelle aufschlagen. Im Schatten kochten wir unser Abendessen und plötzlich kam eine Invasion einer iranischen Großfamilie. Auf Reisen haben die Iraner immer eine halbe Küche – darunter natürlich auch einen Chai-Kocher – dabei, um bei Pausen ein ausführliches Picknick haben zu können. Die Familie fande uns natürlich sehr interessant und umringte uns sofort. Als einer der Männer sein Smartphone zückte und uns voller Stolz Fotos von Hitler präsentierte waren wir ziemlich geschockt. Er war von seiner Meinung, dass Hitler ein ganz toller Mann war, nicht abzubringen. Lange Zeit, darüber nachzudenken blieb uns allerdings nicht. Voller Sorge hielten wir stattdessen Sabines Temperatur im Auge. Die Nacht verbrachten wir bei 32°C im Zelt mit Wadenwickeln und einer frierenden Bine mit über 40°C Fieber. Da es am nächsten Morgen immer noch nicht besser war, ging es daher per Anhalter und Krankenwagen inklusive Fahrrad als Reisebegleiter zur nächsten Klinik. Nach einer zweistündigen Infusion und Chemiekeule war Sabine fast schon wieder bereit, um aufs Fahrrad zu steigen. Freundlicherweise durften wir uns aber noch ein wenig in der Klinik aufhalten und ausruhen, obwohl diese um 12 Uhr schloss. Die Frau des Arztes war sogar so nett und hatte uns Suppe gekocht. Trotzdem war nun Ruhe angesagt und wir fuhren nur wenige Kilometer, um uns an der nächst größeren Kreuzung wieder per Anhalter bis nach Tabriz mitnehmen zu lassen. In Tabriz wollten wir uns ein Hotel suchen. Als wir ein paar junge Männer nach einem guten und günstigen Hotel fragten, wurden wir ohne Zögern mit zwei Autos – eins vor uns, eins hinter uns – sicher dort hin eskortiert. In Tabriz blieben wir 2 Nächte. Wir schlenderten über den wunderschönen Basar (vor allem der Teppichbasar ist einmalig schön!), tranken Chai, aßen Kebap mit Reis (DAS iranische Essen in Restaurants) und ruhten uns ein wenig aus.
Nach diesem heftigen Infekt brauchte Bines Körper allerdings mehr als einen Tag Ruhe und so entschlossen wir uns, mitsamt der Fahrräder per Pickup nach Urmia zu fahren. Auf dem Weg dort hin fuhren wir über eine große Brücke, die einmal über den Urmia-See gebaut worden war. Allerdings hat der See heute aufgrund des hohen Wasserkonsums der Städte und eines Staudammbaus kaum noch Wasser, so dass die Brücke nun einfach sinnlos in der Landschaft steht – sehr verrückt traurig! In Urmia besuchten wir wieder den Basar, der uns allerdings nach dem Basar in Tabriz nicht mehr beeindrucken konnte, und eine Moschee.
Am nächsten Tag ging es für uns dann per Nachtbus nach Zandschan, Mehdis Heimatstadt. Möchte man die Fahrräder im Bus mitnehmen, muss man immer eine Extragebühr zahlen, die fast so teuer wie das Ticket selber ist. Und aus irgendeinem Grund toleriert die Polizei die Mitnahme von Fahrrädern im Bus nicht, so dass dann bei einer Polizeikontrolle auch noch eine Strafe gezahlt werden muss. Für uns alles nicht nachvollziehbar. Sehr interessant war für uns auch die Reaktion eines Polizisten, der für eine Kontrolle in den Bus kam. Als er Mehdi sah, winkte er ihn direkt aus dem Bus heraus um ihn zu befragen. Da Mehdi sich während seiner Reise nicht rasiert hatte, hatte er mittlerweile einen Vollbart. Ein längerer Vollbart ist hier im Iran jedoch ein Zeichen dafür, dass man ein extremer Anhänger des Islam ist und ruft bei der Polizei Skepsis hervor, da es sich ja um einen Attentäter handeln könnte. Als jedoch klar wurde, dass Mehdi mit uns beiden reist, reichte es aus, dass wir alle unsere Pässe zeigten. So wurden wir ohne weitere Probleme in der Nähe von Zandschan früh morgens im Dunkeln um 5 Uhr an der Autobahn aus dem Bus gelassen – und durften für unsere Fahrräder Strafe an die Polizei zahlen :D Mit dem Fahrrad ging es dann in die Stadt hinein, vorbei an einer endlosen Reihe von Zelten. Wenn Iraner über Nacht reisen, ruhen sie sich in extra dafür vorgesehenen Parks mit Toiletten und Wasser aus und bauen dort für die Nacht nicht selten ihr Zelt auf. Im Zentrum von Zandschan trafen wir Arash zu einem speziellen lokalen Frühstück bestehend aus Getreide und Fleisch, welches zu einem Brei verarbeitet und mit Zimt gewürzt wird. Dazu kann man dann nach Belieben Salz oder Zucker geben. Für uns sehr befremdlich und weniger appetitlich ;) In Zandschan kamen wir für 2 Nächte bei Arashs Großmutter unter. Sie hat ein sehr traditionelles Haus mit vielen handgewebten Teppichen und Essen, Schlafen und auch alles sonst findet auf dem Boden statt. Wir wissen, dass unsere Großeltern sich nicht so flink im Schneidersitz auf den Boden setzen und wieder aufstehen können; im Iran total normal! Bei Arashs Großmutter hatten wir richtig viel Zeit uns auszuruhen. Wir haben sehr viel geschlafen, haben uns die Stadt angeguckt, Mehdis Jugendfreunde getroffen und verzweifelt nach einem praktischen Oberteil zum Fahrradfahren für Bine gesucht. Iranische Frauen legen wirklich viel Wert auf Mode und alles ist figurbetont und modern oder bodenlang und konservativ – beides nicht optimal. Also hätten wir doch besser gleich zwei praktische Oberteile in der Türkei gekauft! Wir hatten eine wirklich tolle Zeit hier und mussten uns am Ende leider fürs Erste von Mehdi verabschieden. Wir wollten mit dem Fahrrad weiter fahren nach Karaj, wo unsere Freundinnen Aidin und Aida (die wir in Van kennengelernt hatten) auf uns warteten, während Mehdi noch eine Woche bei seinen Freunden verbringen wollte. Wir wollten uns dann in Tehran bei seinen Eltern wiedertreffen. Unseren Abschied feierten wir mit Bier – natürlich alkoholfrei und für unseren deutschen Biergeschmack viel zu süß ;)
Unser Start ins Radfahren war nicht leicht. Wir hatten mit heftigem Gegenwind zu kämpfen, Sand wurde uns ins Gesicht gepustet und wir kamen nur sehr langsam voran. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 9 km/h und dem Einsatz aller Kräfte schafften wir an unserem ersten Tag auf dem Fahrrad nur knapp 40 km (wir sind aber auch erst gegen Mittag los gekommen). Wir fanden dann am Straßenrand die perfekte Zeltstelle mit Toilette und Frischwasser inklusive Pool, der scheinbar einen beliebten Treffpunkt darstellte und von einigen Männern mit viel Spaß genutzt wurde. Die Familie, der dieser Platz und die umliegenden Felder gehörte war sehr humorvoll und sympathisch und erlaubte uns gerne dort zu nächtigen. Abends wurde uns sogar warmes Brot vorbei gebracht.
Auch am nächsten Tag starteten wir wieder bei starkem Gegenwind. Ziemlich müde suchten wir in der Mittagshitze einen schattigen Platz unter den Bäumen einer Apfelplantage. Die Äpfel sahen wirklich sehr verlockend aus, aber wir wollten den Leuten nichts klauen und aßen nur unser Mitgebrachtes. Nach einiger Zeit kam ein Mann auf einem Motorrad die Straße entlang gefahren und entdeckte uns im Schatten der Bäume. Wir entschuldigten uns und fragten ob es okay sei, dass wir uns dort aufhalten – schließlich war das ja Privatbesitz! Auf Farsi und mit vielen Handbewegungen machte er uns deutlich, dass wir doch auch zu seinem Haus ein Stück weiter die Straße herunter kommen könnten. Wir lehnten dankend ab. Eine Weile später kam der Mann zurück und schenkte uns eine Tüte voll mit seinen köstlichen Äpfeln und einigen Pfirsichen – frisch gepflückt und suuuuper lecker! Wir freuten uns total und waren froh, dass wir uns nicht zuvor schon selber unerlaubterweise bedient hatten, so machte das Genießen viel mehr Freude :) Nach dieser erholsamen Mittagspause ging es bei endlich etwas nachlassendem Gegenwind weiter nach Khorramdarreh. Kurz vor dem Ort, in dem wir beabsichtigt hatten, uns nach einer günstigen Unterkunft umzuschauen, hielt ein Auto vor uns auf dem Seitenstreifen an und ein Mann stieg aus. Mahdi stellte sich auf Englisch als Leiter einer Universität in Abhar vor und lud uns zu sich nach Hause ein. Da wir mittlerweile schon über einige zwischenmenschliche Sonderbarkeiten im Iran Bescheid wussten, lehnten wir zunächst ab, obwohl wir die Einladung gerne annehmen wollten. Diese “Spielregel” des zweimaligen Ablehnens eines Angebotes heißt Taarof und hat einen logischen Hintergrund: Jeder (noch so arme Mensch) kann sich großzügig gegenüber seinen Mitmenschen zeigen. Er muss am Ende nichts geben wenn er nicht möchte oder kann, da ja der Beschenkte das Geschenk ablehnt. Da aber Mahdi auch nach zweimaligem Ablehnen seines Angebotes darauf bestand, dass wir zu ihm kommen, nahmen wir sein Angebot an. Er begleitete uns in seinem Auto 15 km lang bis zu sich nach Hause. Dort lernten wir die Englisch-Lehrerin der Universität, seine nette Frau Maryam und die kleine Mahdis kennen. Nach einer Dusche machten wir uns auf den Weg zu Mahdis Eltern. Wir besuchten die beiden auf ihrem Feld, wo sie alles mögliche an Gemüse und Obst anbauen. Da das Klima nicht so feucht ist wie in Deutschland und Regen selten, ist das ganze Feld mit einem Bewässerungssystem ausgestattet. Wir stellen uns die Arbeit auf den Feldern nicht sehr einfach vor, aber die beiden schienen sehr glücklich und ausgeglichen und die angebauten Früchte waren unglaublich lecker! Nachdem wir dann noch in die Berge gefahren waren, um von einer Quelle frisches Trinkwasser zu holen, ging es zurück zu Mahdis Haus. Maryam hatte ein leckeres Abendessen für uns gezaubert und wir fielen abends müde und satt auf unsere Matratzen. Leider wurde Bine in dieser Nacht wieder krank mit Fieber. Einen ganzen Tag verbrachte sie schlafend… Vermutlich war der Körper mit der vorherigen Infektion noch nicht ganz fertig gewesen und die Anstrengungen der letzten zwei Tage waren zu viel gewesen. Mahdi und seine Frau Maryam kümmerten sich so gut und versuchten alles, damit es Sabine wieder besser ging. Wir fuhren schließlich ins Krankenhaus, eine Blutuntersuchung ergab jedoch nichts Auffälliges und am nächsten Morgen war das Fieber wieder weg. Trotzdem wollten wir kein Risiko eingehen und fuhren mit dem Bus weiter nach Karaj. Wir waren während der ganzen Busfahrt so sehr gerührt von dieser tollen Gastfreundschaft, die wir in Abhar erlebt haben. Es wurde alles, wirklich ALLES für uns getan! Alles wurde im Handumdrehen für uns organisiert. Wir durften nicht einmal irgendetwas bezahlen, zu allem wurden wir eingeladen, auch die Behandlung im Krankenhaus, der Bus nach Karaj. Wir fühlten uns schon richtig schlecht, da wir alles ohne Probleme hätten bezahlen können und wissen, dass die Menschen im Iran nicht so viel verdienen wie wir in Deutschland. Und wie selbstverständlich wurden wir wie Familienmitglieder bei ihnen zu Hause aufgenommen und erhielten auch noch Geschenke als Andenken! Ständig steht man selber vor der Frage: Was können wir für unsere Gastgeber machen? Was können wir ihnen zurückgeben? Aber egal was man geben kann, es scheint einem nicht genug. Die Iraner haben wirklich ein ganz besonderes Verständnis von Gastfreundschaft: Das Wohl des Gastes steht über dem eigenen. Danke Mahdi, Maryam und Mahdis, wir werden euch eure Gastfreundschaft nie vergessen!
In Karaj fanden wir wieder Familienanschluss. Wir blieben zwei Tage bei Aidin und Aida und ihren Eltern. Und wieder kümmerten sich alle rührend um uns. Da Sabine immer noch von Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit geplagt wurde, wurden alle Hausmittelchen herbei gezaubert und uns wurde viel Zeit zum Schlafen und Ausruhen gegeben. Wir fühlten uns mal wieder sehr wohl und waren begeistert von den Englischkenntnissen der beiden Töchter. Wir staunten nicht schlecht, als wir erfuhren, dass sie erst seit einem Jahr Englisch lernen. Wir brachen nach Tehran auf mit dem Versprechen uns wiederzutreffen. Und wir hoffen natürlich, dass wir euch, Ehsan, Shekofeh, Aidin und Aida eines Tages bei uns als Gäste begrüßen dürfen! Vielen Dank für alles, was ihr für uns getan habt! Ihr seid ein Teil unserer iranischen Familie :)
Nach Tehran fuhren wir mit einem Pickup, da die Metro angeblich sehr voll sein soll und es daher unmöglich erschien, mitsamt der Fahrräder so nach Tehran zu kommen. So wurden wir bequem und schnell bis vor die Haustür von Mehdis Eltern gebracht. Mehdi war unter dessen auch in Tehran angekommen und hatte somit sein Abenteuer “biking home” erfolgreich beendet. Auch Mehdis Eltern Hossein und Azam nahmen uns liebevoll bei sich auf und wir wurden von Azams Kochkünsten verwöhnt, Sabine konnte die verlorenen Kilos wieder einholen :) Nach ein wenig Sight-Seeing in Tehran mit Mehdis Familie mussten wir unseren Visa-Marathon angehen. Wir wollten für Turkmenistan, Usbekistan und China die Visa beantragen. Das hört sich zunächst nicht so wild an. Wenn man aber bedenkt, dass Tehran eine riesige Stadt ist, in der der Verkehr total chaotisch ist und es somit mindestens eine Stunde dauert, um überhaupt an einem bestimmten Ort anzukommen und es dann auch noch tierisch heiß ist und man überall ewig warten muss, ist das alles doch sehr anstrengend. Am ersten Tag hat uns Hossein die Rennerei von einem Konsulat zum nächsten jedoch sehr erleichtert, indem er uns einen Fahrer seiner Firma organisiert hatte. Natürlich wussten wir davon nichts und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und bezahlen durften wir natürlich auch nichts… Danke, Hossein :) Nach ein paar nervigen und anstrengenden Tagen der Hin- und Herrennerei blieb uns nur noch die Wartezeit auf das China-Visum. Diese Tage nutzten wir, um die wunderschöne Stadt Esfahan zu besuchen.
Nach Esfahan wollten wir mit dem Nachtbus. Aber mal wieder kamen wir nicht ohne Hilfe aus. Ein Ticket im Vorhinein bequem von zu Hause zu buchen scheint für Menschen, die weder Farsi können, noch über ein Bankkonto im Iran verfügen ein Ding der Unmöglichkeit. Manchmal fanden wir das alles schon sehr ärgerlich und fühlten uns oft wie kleine Kinder, die nicht in der Lage sind, ihre Angelegenheiten selber zu regeln. Doch mit Mehdis Hilfe wurde mal wieder alles möglich. Nach einer Nacht im Bus bei arktischen Temperaturen und kaum Schlaf kamen wir früh morgens in Esfahan an. Dort wurden wir freundlich von Mohsen und seiner Familie aufgenommen. Den Kontakt hatten wir über Couchsurfing hergestellt. Mohsen ist eins von vier Kindern, von denen alle zu Hause wohnen (im Iran ist es finanziell sehr sehr schwierig, das notwendige Geld für eine Hochzeit aufzubringen und somit von zu Hause auszuziehen! Dabei muss der Mann für eine Hochzeit im Idealfall eine eigene Wohnung besitzen und die Frau steuert die notwendige Innenausstattung bei). Couchsurfing war also diesmal mit Familienanschluss – wie kann es anders sein im Iran :) Wir hatten für jeden Tag mindestens einen privaten Tourguide, da jedes Kind der Familie irgendwann mal Zeit für uns fand und uns unbedingt die Stadt zeigen wollte. Also wieder typisch iranisch: alles wird getan, damit der Gast eine perfekte Zeit hat! Wir wurden wunderbar von Mohsens Mutter Parivash und seiner Schwester Fahimeh bekocht und wir wurden wieder einmal einfach herzlich und liebevoll aufgenommen. Wir hatten wirklich eine tolle Zeit mit einer großartigen Familie, deren Fleiß und Durchhaltevermögen wir bei dem manchmal schwierigen Leben im Iran sehr bewundern. Danke Hossein, Parivash, Majid, Mohsen, Masoud und Fahimeh! Wir haben in euch gute Freunde gefunden und hoffen, euch eines Tages wiederzusehen!
Als wir zurück nach Tehran zu Hossein, Azam und Mehdi kamen, fühlte es sich an, als kehrten wir nach Hause zurück. Azam hatte ein ganz besonderes Mittagessen für uns gezaubert und wir freuten uns, sie wiederzusehen. Wir konnten dann glücklicherweise auch unser China-Visum abholen und freuten uns über die 60 statt 30 Tagen, die uns für das große Land bleiben. Es ist wirklich zu empfehlen, die Visa in Tehran zu beschaffen, auch wenn es anstrengend ist – es lohnt sich! Und sobald man einmal raus hat, wie das öffentliche Verkehrssystem im Iran funktioniert, kommt man eigentlich auch ganz gut klar. Wir fuhren am Ende nur noch mit sogenannten Line-Taxis. Die verkehren wie Busse nur zwischen bestimmten Angelpunkten und sammeln möglichst so viele Leute ein, wie Plätze vorhanden sind. Zu erkennen sind diese Taxen immer durch langsames Heranfahren, Hupen und einem fragenden Blick des Fahrers. Gezahlt wird dann pro Person je nach Länge der Fahrt. Man zahlt aber wohl nie viel mehr als 2200 Tomen (50 cent) pro Person und die Fahrt kann dann auch gut mal 45 Minuten dauern.
Wir haben gerade einmal das Gefühl, uns endlich im Iran einigermaßen selbstständig zurecht zu finden, aber unser Visum läuft aus. Wir haben also wieder einmal den Bus von Tehran nach Mashhad genommen. Hier haben wir unsere Turkmenistan-Visa eingesammelt und sind nun bereit, uns nach fast 3 Wochen wieder auf die Fahrräder zu schwingen. Uns bleiben noch 2 Tage, um die Grenze nach Turkmenistan zu erreichen. Wir freuen uns wieder aufs Radfahren und unseren “normalen Alltag”. Die Zeit im Iran war wirklich anders und wir finden auch, deutlich anstrengender. Wenn man mit dem Fahrrad reist, hat man sehr viel mehr Zeit für sich und befindet sich nicht ständig nur in den größeren Städten. Trotzdem wird uns die Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit der Iraner ganz sicher fehlen. Die Iraner sind mit ihrem Verständnis von Gastfreundschaft wohl auch einmalig auf dieser Welt! Wir werden es herausfinden….. ;)