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Auf touristischen Pfaden

Auf touristischen Pfaden

14. November2014

Wir sind in Lijiang angekommen und haben unser Quartier in der Altstadt bezogen. Sind wir vorher über 20 Tage durch Regionen gefahren, die von Touristen sehr selten besucht werden, sind wir nun mit einem Mal in einer Welt voller Souvenirshops und Snackständen gelandet. Für uns mal wieder die Gelgenheit andere Reisende zu treffen, Cappuccinos zu trinken und das leichte Touristenleben zu genießen. Dazu gehörte für uns auch der Besuch der Tigersprung-Schlucht im Norden von Lijiang.

Unser Aufbruch aus dem Urlaubsziel der reicheren Chinesen, dem Lugu Lake, wurde von schönem Wetter und einer neuen Straße begleitet. So hatten wir nach den Pausentagen einen leichten Start, da sich die Passstraße nur seicht den Berg hochschlängelte und uns sogar am Ende der Steigung ein paar Höhenmeter durch einen Tunnel erspart. Die Strecke führte von dort an größtenteils bergab bis Ninglang. Wir schliefen mit dem Gedanken ein, dass uns nur noch 2 Fahrradtage und 2 Pässe von unserem Zwischenziel Lijiang trennten. Das böse Erwachen ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Schon nach 15 km am nächsten Tag kamen wir zu einem Informationsschild auf Chinesisch, welches uns verdächtig vorkam. Mit unserer Übersetzungssoftware haben wir dann schnell erfahren, dass die Straße nach Lijiang wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist. Anscheinend wird auch hier die Straße neu gebaut. Für uns hieß das: 70 km und 1400 Höhenmeter Umweg! Aus den geplanten 2 Tagen und Pässen wurden 3 Tage und 5 Pässe, denn der Umweg führte uns über eine ältere Straße die sich auch mal gerne den Berg hochschlängelt um dann direkt nach einer winzig kleinen Siedlung wieder runter ins Tal zu führen.

Da wir unbedingt schnell nach Lijiang wollten, haben wir uns in diesen Tagen auch richtig ausgepowert. An unserem längsten Tag sind wir 8 Stunden Fahrrad gefahren – von Sonnenaufgang bei -2 °C bis zum Sonnenuntergang bei 20°C. Wir quälten uns die Berge hoch, fluchten über Straßen die auf und ab am Hang entlang führten, anstatt in der flachen Ebene, erfreuten uns an den prunkvoll gekleideten Einheimischen und fuhren rasante Abfahrten hinab. Am Abend haben wir uns selber ein wenig über unsere Leistung gewundert. Wir sind 1768 Höhenmeter geklettert und haben 115 km geschafft. Die Berge von Sichuan haben uns richtig fit gemacht. Als Belohnung für die beste Tagesleistung unseres Trips gönnten wir uns ein kleines Zimmer an einem Truckerstop mit einem super Ausblick über den Jangtsekiang, dem längsten Fluss Asiens. Am nächsten Tag kamen wir dann relativ schnell in Lijiang an, da uns nur noch 700 Höhenmeter bis zum letzten Pass fehlten. Dies war auch der letzte Tag für Thorstens Fahrradfahr-Shirt. Ausgeblichen und gelöchert von der knallenden Sonne Asiens und einer gehörigen Portion Schweiß, wird es nun in den Ruhestand entlassen :)

Lijiang zu beschreiben geht eigentlich ziemlich schnell: Disneyland auf chinesische Art! Die wunderschöne originale Altstadt wurde komplett dem Tourismus überlassen. Es befindet sich ein Souvenirshop neben dem nächsten und die “handgefertigten” Produkte sehen sich alle verdächtig ähnlich. Trotzdem sind wir nun schon 4 Tage in dieser Stadt. Nachdem wir die Stadt einen Tag lang erkundet haben, machten wir uns für zwei Tage auf den Weg zur Tigersprung-Schlucht. Wir nutzten unsere ans Radfahren gewohnte Muskulatur einmal auf eine andere Weise und wanderten/kletterten durch die Berge mit Blick auf den reißenden Jangtsekiang und einer felsigen, 5000 m hohen Bergkette. Es war einfach eine fantastische Natur und es war überraschenderweise überhaupt nicht touristisch überlaufen. Da die Wanderung wirklich anstrengend ist, nehmen viele chinesische Touristen die einfachere Variante und besuchen nur einen Aussichtspunkt, ohne wirklich tief in die Schlucht vorzudringen. Zu unserer Freude war der Wanderweg auch sehr naturnah, was einen gewissen Nervenkitzel mit sich brachte ;) Lasst euch einfach von den Bildern überzeugen. Für uns war die Tigersprung-Schlucht auch eine super Möglichkeit, andere Reisende kennenzulernen. Der gemeinsame “Kampf” durch die Berge schweißte irgendwie zusammen.

Zurück in Lijiang gönnen wir uns heute aber doch noch einen extra Tag und ruhen unsere schmerzenden Muskeln aus. Das erste Mal seit 7 Monaten spüren wir so etwas wie Muskelkater! :) Morgen brechen wir wieder auf ins “reale” China und radeln nun entgültig Richtung Süden, vorbei am Erhai-See und auf direktem Weg nach Laos!!!

Gefahrene Strecke

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