Weiter unberührter Dschungel, endlose Palmöl-Plantagen, einsame Berglandschaften, Traumstrände und -inseln, faszinierende Unterwasserwelt, unendliche Gastfreundschaft, kulturelle Vielfalt, einfache Kommunikation und tiefgehende Gespräche, abwechslungsreiches und leckeres Essen und das heißeste Klima, welches wir auf unserer Reise bisher erlebt haben – so lässt sich Malaysia, wie wir es kennen gelernt haben, wunderbar kurz und treffend zusammenfassen :) Als unser vorletztes südostasiatisches Land, auf welches nur noch Singapur als Millionenmetropole folgt, bereitet uns Malaysia einige der schönsten Wochen unserer gesamten Reise. Malaysia scheint uns noch einmal an so einige Erlebnisse des letztens Jahres erinnern zu wollen: Wir hatten einsame Tage in den Bergen des malayischen Inlands, die unseren Beinen wieder viel Kraft und unseren Köpfen einiges an Motivationsfähigkeit abverlangten. Zwar konnten wir in regelmäßigen Abständen Essensgelegenheiten finden, aber zum Schlafen waren wir auf das Zelt angewiesen, so dass wir uns an unsere abenteuerlichen und mental als auch körperlich harten Tage in Kirgisistan zurückversetzt fühlten – allerdings mit viel besserem Essen ;) . Wir radelten sowohl durch endlos erscheinenden Dschungel, dessen Rufe und Laute der Affen, Vögel und Insekten ein Konzert boten das Gänsehaut verursachen konnte aus Faszination von dieser wilden und intakten Natur. Im totalen Gegensatz dazu standen ewige Kilometer entlang von Palmöl- und Kautschukplantagen, die eine traurige Ruhe und Gleichmäßigkeit entlang der Straße darstellten. Wie auch schon im Südosten Chinas war es erschreckend zu sehen, wie sehr der Mensch die Natur in Anspruch nimmt und die natürliche und wilde Vielfalt durch Einöde der Ordnung ersetzt. Wir können uns natürlich als Nutznießer der Erschließung von unberührten Teilen unserer Erde auch nicht lossagen. Wir radelten meistens auf gut ausgebauten und breiten Straßen! Ansonsten wäre es nicht so einfach gewesen, diese tolle Natur zu sehen, die ein klares Highlight unserer Reise ist. Auch die Menschen, die wir auf unserem Weg trafen stellen definitiv einen Höhepunkt unserer Reise dar. Während unserer gesamten Zeit auf dem Festland haben wir so gut wie kein Geld ausgeben KÖNNEN! Dadurch, dass wir viele Nächte im Zelt schliefen, blieb uns nur noch die Möglichkeit, unsere Malayischen Ringit für Nahrung auszugeben. Doch kaum setzten wir uns in ein Restaurant, wurden wir von irgendjemandem interessiert angesprochen, der dann nicht selten darauf bestand, unsere Rechnung zu übernehmen. Wir konnten es manchmal gar nicht glauben, wie freundlich die Menschen hier zu uns sind und dabei gleichzeitig überhaupt nicht aufdringlich, was wirklich sehr angenehm ist! Dadurch dass beinahe jeder hier zumindest ein wenig Englisch spricht ist auch die Kommunikation sehr einfach und wir haben in zahlreichen Gesprächen viel über das Land und die verschiedenen Kulturen erfahren. Nur in der Türkei und im Iran hatten wir ähnlich intensive und herzliche Begegnungen mit den Menschen.
Die Ostküste der malayischen Halbinsel beschert uns nun unseren traumhaften Jahresurlaub. Auf der Insel Tioman erkunden wir die beinahe intakte Unterwasserwelt und sind selbst vom Schnorcheln total überwältigt. Der gute Standard Malaysias, welcher eine Klimaanlage in nahezu jedem Haus mitbringt, hat unseren Tauchplänen allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht: Wir haben uns beide zum passendsten Zeitpunkt dieses Jahr erkältet ;)
Mit unseren Tauchlizenzen in der Tasche machten wir uns noch vor drei Wochen von der thailändischen Insel Koh Tao auf den Weg Richtung Malaysia. Wir hatten einen Wettlauf gegen die Zeit vor uns: Unsere Visa für Thailand liefen aus und so entschieden wir uns, mit der Fähre nicht zurück zu dem Hafen in Chumphon zu fahren, sondern einige Kilometer weiter südlich in Surat Thani wieder auf unsere Fahrräder zu steigen. Nach einer sehr angenehmen und ruhigen Fährfahrt (diesmal hatten wir eine große Fähre erwischt mit richtigen Schlafgelegenheiten!) radelten wir mit der aufgehenden Sonne im Rücken in Richtung Westen. Wir wollten die Grenze nach Malaysia an der Westküste übertreten, da der südöstliche Teil Thailands aufgrund von Terroranschlägen als nicht sicher gilt. Entlang der Bahngleise fuhren wir durch das sehr ruhige Hinterland und kamen auf unserem Weg immer wieder durch kleine Dörfer. Wir fühlten uns irgendwie in ein anderes Land versetzt, der Unterschied des Süden Thailands zur nördlichen Küstenregion war für uns so deutlich! Da der Islam im Süden sehr verbreitet ist, sahen wir nun wieder Frauen mit Kopftuch, die auf Rollern an uns vorbei sausten oder in den kleinen Verkaufsständen an der Straße ihre Waren anboten. Außerdem erfuhren wir wieder eine Gastfreundschaft, die wir so in ganz Südostasien nicht zu spüren bekommen hatten. Allein an einem Tag wurde uns zwei Mal etwas zu essen geschenkt und wir wurden eingeladen, bei einer Familie zu übernachten. Leider konnten wir das Angebot nicht annehmen, da es gerade erst Mittag war und wir unseren Schnitt von ca. 100 km pro Tag einhalten wollten, um es noch rechtzeitig und ohne Stress zur Grenze zu schaffen bevor unsere Visa ausliefen.
Unseren Zeitplan einhaltend schafften wir es dann auch entspannt, die Grenze im Thale Ban Nationalpark, welchen sich Thailand und Malaysia teilen, zu erreichen. Der Grenzübertritt war unkompliziert und lief sehr schnell ab. Wir bekamen jeweils einen Stempel in unsere Reisepässe und waren damit berechtigt, uns 90 Tage in Malaysia aufzuhalten – easy B-) Nicht ganz so easy waren dagegen die ersten Kilometer auf Malayischer Seite! Es ging ziemlich steil in Serpentinen 300 Höhenmeter hinauf und das kurz vor Mittag. Wir kamen ordentlich ins Schwitzen, aber betrachteten es einfach als Einstimmung auf die bevorstehenden Tage :) Da uns dieser Anstieg jedoch ziemlich unvorbereitet erwischt hatte, wurde schon bald unser Wasservorrat knapp und wir mussten feststellen, dass wir erst in der nächsten größeren Stadt Kangar an Bargeld kommen konnten. Trotz beginnender Mittagshitze legten wir also einen Gang zu. Die Landschaft rund um Kangar wird von Reisfeldern dominiert und ist sehr flach, so dass wir bald in der Stadt ankamen. Mit vollen Portemonnaies suchten wir in einem Straßenrestaurant Schutz vor der brennenden Sonne. Unser erstes malayisches Essen war eine Nudelsuppe, die uns durch die Gewürze sehr an die chinesische Küche erinnerte. Umringt von Frauen mit Kopftüchern und neugierigen Blicken aber noch mehr freundlichen Lächeln genossen wir es, in einem neuen Land wieder alles neu zu entdecken. Als es etwas kühler wurde, radelten wir noch ein Stück in Richtung in Inland, immer vorbei an Reisfeldern, die von Kanälan durchzogen waren, in denen die Bewohner der Dörfer fischten. Unser Plan für die erste Nacht in Malaysia war es, eines der zahlreich ausgeschilderten Homestays auszuprobieren. Doch als wir auf unserer Suche auch nach dem dritten Homestay nur vor verschlossenen Türen standen, beschlossen wir, uns einen Zeltplatz zu suchen. Wir steuerten eine Tankstelle in dem kleinen Ort Kepala Batas an und fragten, ob wir unser Zelt auf der kleinen Grünfläche aufstellen dürfen. Die beiden Mitarbeiter der Tankstelle hatten damit kein Problem, aber meinten, dass wir es doch im 3 km entfernten Hotel komfortabler hätten. Wir waren allerdings total erschöpft und es war bereits fast dunkel. Also baten wir darum, bleiben zu dürfen. Die beiden fanden uns sicherlich merkwürdig, aber kümmerten sich liebevoll um uns. Wir nutzten die Toiletten, um uns mithilfe einer leeren 1,5L-Flasche zu “duschen” und waren überglücklich über unsere – wie wir fanden – sehr gemütliche Übernachtungsgelegenheit :) Die beiden Tankstellenmitarbeiter Jasmi und Ashraf entpuppten sich zudem als sehr fürsorgliche Gastgeber. Sie reinigten extra für uns die Toiletten und Ashraf brachte uns von zu Hause Kaffee und ein spezielles Brot, welches mit Fisch vermengt gebacken wird, mit. Die beiden waren einfach herrlich: Ashraf als Student der arabischen Sprache und Jasmi als pensionierter Flugzeugmechaniker waren ein so humorvolles Team und bereiteten uns einen tollen ersten Abend in Malaysia. Danke!
Da wir viel darüber gelesen hatten, dass auf den größeren Straßen an der Westküste der Malayischen Halbinsel sehr viel Verkehr herrscht und die Autofahrer nicht selten ziemlich rücksichtslos fahren, entschieden wir uns dazu, uns mal wieder von der Fußgänger-Navigation von Google leiten zu lassen. Am Vortag hatte das bestens geklappt mit den kleinen asphaltierten Wegen, die wir uns nur mit wenigen Motorrädern teilen mussten. Als an diesem Tag die Wege immer schmaler wurden und irgendwann zwischenzeitlich in Feldern endeten, ahnten wir schon, wie der Tag werden würde. Als wir dann nach 2 Stunden über Stock und Stein vor einem verschlossenen Tor standen und unsere einzige Alternative darin bestand, umzudrehen, entschieden wir uns dafür, unsere Fahrräder und die Taschen über das Tor zu heben. Das Problem, wenn man vor so einem Tor steht, ist immer dass man nicht weiß ob man sich gerade innerhalb oder außerhalb eines umzäunten Gebietes befindet und somit mit dem Überqueren des Hindernisses riskiert, nach kurzer Zeit auf ein zweites Hindernis zu treffen! Wir gingen das Risiko ein und fanden uns nach einigen Kilometern zwischen Übungsplätzen des Militärs wieder! Leise fuhren wir an einer Truppe australischer (!?) Soldaten vorbei, die unter Bäumen gerade Mittagspause machten. Wir hatten Glück, uns bemerkte niemand. Abschließend mussten wir natürlich wieder über ein verschlossenes Tor klettern, dabei aber ganz leise, da ein paar Meter weiter der Wachposten gerade Mittagsschlaf hielt – ganz schön viel Nervenkitzel! Wir denken, uns damit für den nächsten Mission Impossible Film qualifiziert zu haben ;) Erleichtert rollten wir den Trampelpfad entlang, der uns laut Karte zurück zu einer Hauptstraße führen sollte. Es war unterdessen Mittag geworden und wir brauchten dringend Wasser und Schatten! Der Pfad führte uns direkt in ein kleines Dorf und als wir am ersten Haus des Dorfes entlang fuhren, vor dem die Familie gerade gemeinsam im Schatten entspannte, wurden wir sehr verdutzt angeschaut. Der Sohn der Familie rief uns zu, wir sollten doch zu ihnen in den Schatten kommen, fragte ob wir Wasser bräuchten und im gleichen Atemzug woher wir denn bloß kämen, schließlich sei dort NICHTS!? Wir mussten lachen und als wir uns dankbar zu der Familie gesellten und erzählten was wir gerade hinter uns hatten, fanden sie uns einfach nur verrückt :) Wir wurden sehr liebevoll von ihnen umsorgt. Ohne zu zögern wurde uns kurzerhand ein Luxus-Lunch mit einer Auswahl an frischem Fisch, Gemüse und Schweinefleisch gezaubert! Wir verbrachten eine tolle Mittagspause mit Kit und O und ihrer Familie und genossen es, uns so intensiv auf Englisch mit ihnen austauschen zu können. Wir erfuhren, dass gerade die Familie fast vollzählig war, da zum chinesischen Neujahr offizielle Feiertage in Malaysia existieren. Überhaupt werden in Malaysia die kulturellen und religiösen Feiertage der vielen Volksgruppen offiziell gefeiert. Malaysia ist ein muslimisches Land, jeder Malaie ist bereits mit der Geburt ein Moslem. Malaien stellen jedoch nur 50% der Bevölkerung dar. Dazu gesellen sich vor allem viele Chinesen und Inder. Man unterscheidet so klar zwischen den Malaien und den anderen Volksgruppen, weil sich diese untereinander so gut wie gar nicht vermischen. Tatsächlich lassen sich sowohl optisch als auch kulturell die Chinesen und Inder von den Malaien immer noch klar unterscheiden, obwohl diese bereits seit mehreren Generationen in Malaysia leben. Das Thema Integration scheint hier keine Rolle zu spielen. Die vorherrschende kulturelle Segregation wird allerdings auch überhaupt nicht als Problem gesehen und teilweise sogar durch Gesetze gefördert. In Malaysia haben wir ein friedliches Nebeneinander der Kulturen und Religionen erlebt.
Obwohl wir gerne länger bei der Familie geblieben wären, radelten wir am späten Nachmittag weiter. Die Berge und der Dschungel des Inlands warteten auf uns. Bereits am nächsten Tag fanden wir uns an langen Anstiegen wieder und stellten erleichtert fest, dass sich unsere Muskeln schnell wieder an diese Beanspruchung gewöhnten. Woran wir jedoch nicht gewöhnt waren, waren die extreme Kraft der Sonne und unglaublich hohe Temperaturen. Bei unserer Mittagspause kurz hinter Gerik zeigte unser Thermometer im Schatten 41,5°C an! Schwitzend saßen wir unter den Ventilatoren des kleinen Restaurants und es graute uns vor dem bevorstehenden Anstieg in der Sonne. Als auch um 16 Uhr die Temperatur nicht absinken wollte, blieb uns keine Wahl als mit viel Wasser gerüstet aufzubrechen, um noch vor Sonnenuntergang auf der Insel Pulau Banding inmitten eines Stausees anzukommen. Wir hatten in einem anderen Reiseblog gelesen, dass es auf dieser wunderschönen kleinen Insel einen Campingplatz als Alternative zu dem einzigen, völlig überteuerten Resort geben soll. Als wir mit dem Einbruch der Dunkelheit ankamen, konnten wir jedoch keinen Campingplatz finden. Überhaupt gab es dort eigentlich nichts, noch nicht einmal einen Supermarkt! Wir hatten aber eine Dusche sehr nötig und wollten bei dem wilden Dschungel um uns herum nicht einfach unser Zelt inmitten der Wildnis aufbauen. Bei dem “Rainforest-Research-Center” wurden wir schließlich fündig. Auf der gepflegten Grünfläche konnten wir unser Zelt sicher aufstellen und unsere “Flaschen-Dusche” kam mal wieder zum Einsatz. Den Sternenhimmel über dem Dschungel betrachtend aßen wir die Mandarinen, die uns die nette Familie am Vortag geschenkt hatte und lauschten den nächtlichen Geräuschen des Dschungels.
Laut unserer Karten stand am nächsten Tag die letzte Bergetappe in Südostasien an. Doch irgendwie wollten die auf den letzten, größeren Anstieg folgenden Hügel nicht flacher werden. In den nächsten Tagen ging es einfach permanent auf und ab, was irgendwann ziemlich an der Motivation nagt. Im Gegensatz zum Erklimmen eines hohen Berges, bei dem man weiß, dass man bald oben ankommt, eine schöne Aussicht und eine belohnende lange Abfahrt auf einen warten, ist ein ständiges Auf und Ab sowohl mental als auch körperlich viel anstrengender: man möchte irgendwann nicht mehr runter fahren, weil man weiß dass das bedeutet, dass es danach nur wieder hoch geht und man findet nicht so richtig seinen Rhythmus. Trotzdem wurden wir landschaftlich für unsere Anstrengungen belohnt: Karstfelsen ragten schroff aus dem wilden und dichten Dschungel. Unsere mentale und körperliche Kraft wurde jedoch noch auf eine harte Probe gestellt: Wir hatten uns vorgenommen, einen nur kleinen Umweg von 30 km in Kauf zu nehmen, um den mit 130 Millionen Jahren ältesten Dschungel der Erde zu sehen. Neben den touristischen Eingängen zu dem Naturpark Taman Negara gibt es bei Kuala Koh einen kleinen und überhaupt nicht überlaufenen Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Dschungel. Wir zweigten also inmitten von Palmölplantagen von unserem ständig auf- und abführenden Weg ab und hatten 15 km vor uns, die sich als noch schlimmer entpuppten. Es ging nun richtig steil auf und ab. Selbst unsere Strategie für steile Anstiege, diese im Zick-zack zu erklimmen, erwies sich als unmöglich. Da blieb nur noch schieben und schwitzen, schwitzen, schwitzen. Doch der bevorstehende Dschungel und ein klimatisiertes Zimmer am Ziel motivierten uns. 1,5 Stunden später kamen wir in Kuala Koh an und wurden leider bitter enttäuscht. Der Osten der malayischen Halbinsel war vor 2 Monaten während des Monsuuns ziemlich überflutet worden. Durch finanzielle Hilfen der Regierung waren die meisten Schäden bereits behoben worden, so dass wir auf unserem bisherigen Weg keine Folgen der Flut mehr bemerken konnten. In Kuala Koh hingegen war noch nicht viel wieder hergestellt. Zwar standen alle Gebäude, doch es gab keine Elektrizität und damit war unser Traum von einem klimatisierten Zimmer geplatzt. Aber gut, damit konnten wir uns abfinden, wir hatten ja immer noch das Zelt und eine Dusche gibt es auch ohne Strom. Als wir dann jedoch erfuhren, dass der Zugang zum Dschungel aufgrund einer zerstörten Brücke und noch nicht frei geräumter Pfade nicht möglich ist, waren wir echt enttäuscht.
Also brachen wir am nächsten Morgen noch in der Dunkelheit auf, um die anstrengenden 15 km zurück auf unsere ursprüngliche Route noch vor der aufgehenden Sonne zurück zu legen. Wir ließen die Palmöl-Plantagen hinter uns und kamen tatsächlich auf eine breite, gut ausgebaute Straße. Für uns bedeutete das vor allem: flachere Hügel!!! Die Straße führte uns entlang des Stausees Tasik Kenyir und ermöglichte uns immer wieder tolle Ausblicke auf den See und die weiten mit Dschungel bewachsenen Hügel. Wir genossen es, dass der Himmel mal bewölkt war. Ohne die brennende Sonne war das Wetter fast angenehm. Als es dann zur Mittagszeit auch noch anfing zu regnen und wir zum Mittagessen von Rimin zur Feier des Tages, dass wir bereits seit 11 Monaten auf dem Fahrrad unterwegs sind (so begründete er den Anlass ;) ), eingeladen wurden war der Tag perfekt! Am Ufer des Sees fanden wir einen Platz zum Zelten. Trotz der Nähe zu einem sehr geschäftigen Bootsanleger mussten wir allerdings mit leeren Bäuchen schlafen gehen, da die Restaurants und der einzige kleine Supermarkt geschlossen hatten.
Hungrig machten wir uns am nächsten Morgen sehr früh auf die Suche nach einem offenen Restaurant und wurden zum Glück schnell entlang der Hauptstraße fündig. Wir müssen zugeben, dass wir das Prinzip, was hier ein Frühstück von einer der anderen Tagesmahlzeiten unterscheidet, bis jetzt noch nicht verstanden haben. Für uns ist es aber mittlerweile überhaupt kein Problem mehr, wenn uns mal unser Müsli ausgeht und wir bereits morgens Reis und Fleisch essen (ja, Bine isst mittlerweile Fleisch, sogar mit Knochen dran wenn es sein muss!). Uns standen ab jetzt leichte Tage bevor. Nachdem wir den See hinter uns gelassen hatten, wurde es sehr flach und wir freuten uns darauf, das Meer wiederzusehen. Vor allem sehnten wir uns nach 5 Nächten im Zelt mal wieder nach einem Zimmer mit einer vernünftigen Dusche. Unsere “Flaschen-Dusche” erfüllt zwar ihren Zweck, aber ein Wohlfühlerlebnis ist es nicht, auf einer stinkenden öffentlichen Toilette den Schweiß des Tages durch manchmal rostiges Wasser zu ersetzen. Unseren Wunsch nach einer sauberen Unterkunft erhofften wir uns in Dungun zu erfüllen. Doch nachdem wir einige Unterkünfte angeschaut hatten, erschien unser Verlangen nach einer eigenen Dusche plötzlich doch nicht mehr so dringlich. Unterkünfte in Malaysia sind im Vergleich zum restlichen Südostasien ganz schön teuer, unter 50 RM (ca. 12€) findet man selten etwas! Also suchten wir uns mal wieder einen Platz für unser Zelt, nachdem uns Edd, ein Mitarbeiter des Restaurants in dem wir aßen, auf seine Kosten einlud. Total nett! Wir positionierten uns direkt zwischen Toilettenhäuschen und dem Restaurant, dessen WiFi wir nutzen konnten und waren damit direkt mitten im Geschehen. Während wir unser Zelt aufbauten wurden wir von den Menschen, die am Strand spazieren gingen aus sicherer Entfernung ausgiebig beäugt. In der Nacht weckte unser Zelt dann das Interesse der streunenden Katzen. Sie hatten für sich das neue Spiel entdeckt “springe Pfoten voran in die Zeltplane und bringe das Zelt zum Wackeln”, was uns eine sehr unruhige Nacht bescherte. Völlig übermüdet brachen wir am nächsten Morgen auf und radelten entlang des Strandes bis wir ein Restaurant fanden, in dem scheinbar der ganze Ort sein Frühstück einnahm. Zum ersten Mal fanden wir hier indisches Essen! Die indische Küche scheint die Vorliebe für Brot mit der deutschen Küche zu teilen und wir freuten uns, mal nicht nur die Auswahl zwischen Nudeln und Reis zu haben! Da wir etwas hilflos die für uns unbekannten Speisen betrachteten, wurde uns von einem netten, älteren Ehepaar weitergeholfen und am Ende wurde mal wieder unsere Rechnung beglichen. Ein schöner Start in den Tag, danke!
Unser Ziel des Tages war der Ferienort Cherating. Dort wollten wir nun wirklich endlich eine Unterkunft finden. Unser Weg führte uns unter anderem vorbei an den Ölraffinerien des südostasiatischen Öl-Giganten Petronas. Kilometer über Kilometer reihten sich die Ölbohrtürme, riesige Benzintanks, einheitliche Siedlungen für die Mitarbeiter und schicke Verwaltungsgebäude aneinander. Wir merkten, dass wir bereits den 10. Tag in Folge ohne Pause auf den Fahrrädern waren und nach den anstrengenden Tagen in den Bergen wollten unsere Beine einfach nicht mehr so richtig. In einer unserer zahlreichen Pausen an diesem Tag trafen wir auf die ersten Reiseradler in Malaysia und waren erstaunt als wir feststellten, dass diese Malaien waren! Eine Gruppe aus Kuala Lumpur war für ein paar Tage gemeinsam unterwegs. Wir hatten viel zu reden und taten dies bei in Bananenblättern gewickelten Reis, welcher in Bambusrohren über einem offenen Feuer wahlweise mit Fisch oder Kokos vermengt gegart wurde – lecker! Das Radreisen scheint bei den in den Städten lebenden Malaien immer populärer zu werden und das nicht nur innerhalb Malaysias.
Am späten Nachmittag erreichten wir Cherating. In der Nähe des Strandes gab es viele Hotels und Bungalow-Anlagen, in dem kleinen Ort war richtig etwas los! Es war der letzte Tag des langen Wochenendes rund um das chinesische Neujahr. Und dementsprechend hoch waren auch wohl die Preise der Unterkünfte! Auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft trafen wir auf eine Familie, die im Eingangsbereich einer Bungalow-Anlage saß und uns interessiert ansprach. Als wir davon erzählten, dass wir eine Unterkunft für eine Nacht suchten, hieß es kurzerhand: “Kein Problem, wir haben sowieso für diese Nacht ein Zimmer zu viel gebucht, das steht frei, ihr könnt dort schlafen!” Wir konnten unser Glück gar nicht fassen und nachdem wir verstanden hatten, wieso die Familie ein Zimmer übrig hatte, nahmen wir das Angebot freudig an. Moses und Sheeda zeigten uns den Ort und luden uns zu Tee und Snacks ein. Abends saßen wir lange mit der ganzen Familie zusammen und hätten sicherlich die ganze Nacht reden können, wenn wir uns nicht irgendwann erschöpft vom Tag hätten verabschieden müssen. Danke Moses, Sheeda, Eddie, Sara, Amalina und Sofeya für die tolle Zeit und eure Gastfreundschaft!
Gut erholt, ausgeschlafen und sauber radelten wir die letzten Kilometer nach Kuantan. Hier gönnten wir uns zwei Tage Pause. Wir bereiteten uns auf unseren Urlaub auf der Insel Tioman vor, indem wir unsere Action-cam aufrüsteten um sie mit unter Wasser nehmen zu können, schliefen und aßen leckeres indisches Essen. Bis zum Fährhafen in Mersing hatten wir noch 200 km vor uns, die wir an zwei Tagen locker an der flachen Küste hinter uns brachten. Bereits mittags kamen wir an und konnten nach kurzer Wartezeit direkt auf die Fähre. Nach 2 Stunden in der völlig unterkühlten Fähre kamen wir frierend in Air Batang an. Palmenumsäumte, weiße Strände, relaxte Atmosphäre, bunte Korallen und Fische und andere interessante Meeresbewohner warteten auf uns! Wenn wir hier abends auf unserem kleinen Balkon sitzen und der Sonne zuschauen, wie sie über dem Meer langsam untergeht, können wir es kaum glauben: bis in dieses Paradies sind wir mit dem Fahrrad gefahren! Und auch wenn wir beide wegen hartnäckiger Erkältungen nicht tauchen gehen können, sind wir trotzdem total fasziniert von der wunderschönen Unterwasserwelt! Allein während des Schnorchelns haben wir zahlreiche Fische (u.a. Clownfische, Papageifische) und bunte Korallen gesehen, sogar eine sehr giftige Seeschlange (Laticauda laticaudata), einen scheuen Blaupunktrochen und einen seltenen Landkarten-Kugelfisch. Da leuchtet mal wieder die Biologin auf :D
Wir haben die entspannte Woche hier wirklich sehr genossen, vieles des Erlebten revue passieren lassen und uns gedanklich langsam darauf eingestellt, dass wir bald wieder zurück in Europa sein werden. Bereits in 6 Tagen sitzen wir im Flieger nach Paris! Wir verabschieden uns wehmütig von dem tollen Reiseland Malaysia und freuen uns gleichzeitig auf das vertraute, kühle und einfache Europa. Malaysia wird uns aber auf jeden Fall irgendwann einmal wiedersehen! :)